Bis zum Fall von Byzanz

Der Epirus bis zum Fall von Byzanz

Griechenland als Land des Lichts, des blauen Wassers und der weißen Tempel hat seinen festen Platz in der Vorstellungswelt der Erholungs- und Kultursuchenden. Griechenland hat freilich mehr zu bieten als solche Stereotypen. Gerade der Epirus als die Gegend Griechenlands mit den meisten Gebirgen und einer Geschichte von mehr als 40.000 Jahren bietet ein gelungenes Beispiel für dieses Mehr. Tiefe Schluchten mit reißenden Flüssen, hohe schneebedeckte Berge des Pindus-Massivs mit großer Vielfalt an Fauna und Flora gehen nach dem Durchwandern fruchtbarer Ebenen über in die weißen Strände an der Ionischen See. Schon der Name Epirus deutet dies an. Wird Epirus doch vom Wort Apiros abgeleitet und bedeutet im Gegensatz zum benachbarten Meer und den Ionischen Inseln „Unendliches Land“ oder auch „Festland“ [1].

The Smolikas summit (2637) in northern Pindus ...
The Smolikas summit (2637) in northern Pindus mountains, Greece. Trees in foreground are Pinus heldreichii. (Photo credit: Wikipedia)

Erste Anzeichen menschlicher Bewohner finden sich denn auch seit ca. 40.000 v. Chr. in der Höhle „Asprokaliko“ (weiße Kieselsteine) des Louros-Flusses wie auch der Vikos-Schlucht der Zagoria und belegen eine ununterbrochene Besiedelung bis etwa 6000 v. Chr.. Als eindrucksvollstes Beispiel sei die prähistorische Siedlung Kastritsa aus der Mittleren Jungsteinzeit (5. Jahrtausend v. Chr.) genannt. Aufgefundene Steinbeile und handgearbeitete Gefäße lassen sich in die Bronze- oder Frühhelladische Zeit (ca. 2500 v. Chr.) datieren.

Wie überall waren die Epiroten der Mittleren Steinzeit auch hier Jäger und Sammler. Ackerbau und Viehzucht sind erst ab 6.000 vor Chr. nach-weisbar. Ab 2.500 vor Chr. wird der Epirus dann von verschiedenen Volks-stämmen, den Pelasgern, bewohnt. Etliche Anzei-chen deuten darauf hin, dass die Pelasger un-mittelbare Vorfahren der späteren Griechen, wie auch der im Gebiet des heutigen Albaniens nieder-gelassenen Illyrer sind. Mit Beginn der Mittelhelladischen Zeit (1900-1550 v. Chr.) lassen sich griechische Stämme, Thesproter, Molosser und Chaonen, im Epirus nieder. [2]

Die reiche peloponnesische Stadt Korinth gründet im Epirus bereits 800 v. Chr. Kolonien wie Ambrakia, Apollonia und Epidamnis und bringt damit einen Hauch südgriechischer Kultur in den Norden. Einen ersten kulturellen Höhepunkt bringt König Tharypas im 5. Jh. v. Chr., der die verschiedenen Kleinstämme zu einem Bundesstaat vereint und den Zuzug von Künstlern und Gelehrten fördert. Selbst Alexander der Große wurzelt teilweise im Epirus. Seine Mutter Olympias ist eine Nichte von Arybas, der Ende des 4. Jh. v. Chr. den epirotischen Königstthron bestieg. Reichtum und Macht wecken Begehrlichkeiten. Die dadurch hervorgerufenen Wirren führen Pyrrhus auf den Thron, dessen 280 v. Chr. begonnener Krieg nach mehreren großen, aber sehr verlustreichen Siegen, die als „Pyrrhus-Siege“ in die Geschichte eingehen sollten, mit einer entscheidenden Niederlage endet.[1]

English: View on the Vikos river between Arist...
English: View on the Vikos river between Aristi and Papingo in Ioannina Prefecture, Epiros, Greece. Deutsch: Blick auf den Fluss Vikos zwischen Aristi und Papingo, Präfektur Ioannina, Epirus, Griechenland. (Photo credit: Wikipedia)

Damit war der Damm gebrochen. Die Römer besetzen nun den gesamten Epirus und machen 70 Städte dem Erdboden gleich. Octavian gründet nach der Seeschlacht von Actium (31 v. Chr.) als Siegeszeichen das große Nikopolis, die „Siegesstadt“, und siedelt die Epiroten zwangsweise nach hier um. 400 Jahre später fallen die Goten Alarichs in den Epirus ein und erobern ihn 396 n. Chr.. Ihnen folgen im Jahre 550 weitere Slawenstämme, im Jahre 1.108 die Normannen Boemunds……

In der Folge der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die „vom Wege abgekommenen“ Kreuzritter gründet Michael Komnenos Doukas das epirotische Despotat mit Arta, später Ioannina als Hauptstadt. Die damit eingeläutete erneute Blütezeit des Epirus endet abrupt, als die Osmanen das Land überrennen. Mit der Wiedereroberung der Metropole Thessaloniki  beginnen die türkischen Armeen 1430 ihren Siegeszug quer durch Griechenland; 1431 ziehen sie bereits in Ioannina ein.

English: The surrender protocol (orismos) of I...
English: The surrender protocol (orismos) of Ioannina, Epirus, to the Ottoman empire, 9 Oct. 1430 (written in Greek). Ελληνικά: Ο ‚Ορισμός‘, έγγραφο που αφορά την παράδοση των Ιωαννίνων και τα ειδικά προνόμια που ορίστηκαν για τους κατοίκους της πόλης, με την οθωμανική υποτέλεια, στις 9 Οκτ. 1430. (Photo credit: Wikipedia)

Das Reich von Byzanz, das während eines ganzen Jahrtausends einen wesentlichen Teil der Weltgeschichte schrieb, besteht nun nur noch aus der Hauptstadt Konstantinopel und einigen wenigen Städten am Schwarzen Meer und der Propontis. 1453 ist auch dieser Rest Vergangenheit. Nach 1460 sind die Peloponnes und der gesamte Epirus, nach 1481 auch das Reich von Trapezunt vollständig in türkischer Hand.


[1] Sfikas G., Epirus, Kedros, Athen 1991


[1] Sfikas G., Epirus, Kedros, Athen 1991